Theo von Brockhusen, Wellen, 1918

Beschreibung

Theo von Brockhusen (1882 – 1919)
„Wellen“, 1918

Öl auf Leinwand. Maße 68 x 100 cm.
Abmessungen mit Rahmen: 115 x 82 cm

verso mit:
a) Ausstellungsetikett der Galerie Möller, wohl anläßlich der Gedächtnisausstellung für Brockhusen im Rahmen der 5. Ausstellung der Freien Secession Berlin 1919: Nr. 456 (98) v. Brockhusen Wellen 1918 und
b) Etikett der Stadt Devín (deutsch Theben, ungarisch Dévény, seit 1946 ein Stadtteil der slowakischen Hauptstadt Bratislava (Pressburg)), wohl dort ausgestellt oder verwahrt

Provenienz:
Nachlaß Theo von Brockhusen;
ab 1919 Galerie Ferdinand Möller;
Privatbesitz Wien, 2018 erworben aus der Charity-Veranstaltung „Künstler helfen Künstlern“ – Hilde Wagener Künstlerheim, Baden bei Wien

Dieses stilistisch typische, vom Sujet her außergewöhnliche Gemälde Theo von Brockhusens entstand im letzten Lebensjahr des Künstlers 1918. Im Februar hatte er Curt Hermann als Präsidenten der Freien Secession abgelöst und war eine enge Geschäftsbeziehung mit dem Galeristen Ferdinand Möller eingegangen. Die hier gezeigten Wellen schuf Brockhusen während eines Erholungsaufenthaltes im Ostseebad Boltenhagen, wohin sich der Maler nach einer zuvor erlittenen schweren Lungenentzündung im Sommer zurückgezogen hatte.[1] In der Beschäftigung mit dem dynamischen Thema Welle stellte sich Brockhusen in die Reihe der berühmten Maler, die sich diesem spannenden Sujet vor ihm gewidmet hatten: Vincent van Gogh, Gustave Courbet, Katsushika Hokusai u.a.

Im Frühjahr 1919 erlitt Brockhusen einen schweren Rückfall und starb am 20. April 1919 in Berlin. Im Testament setzte der Künstler seinen neuen Galeristen Ferdinand Möller als Bevollmächtigten seines künstlerischen Nachlasses ein. Anläßlich der Sommerausstellung der Freien Sezession richtete Möller wenige Wochen später eine erste Gedächtnisausstellung ein, in der mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das hier vorgestellte Bild zu sehen war.

Schriftliche Stellungnahme von Dr. Wolfgang Schöddert, Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Provenienzforschung an der Berlinische Galerie – Landesmuseum für Moderne; Kunst, Fotografie und Architektur in einer E-Mail aus dem November 2018: „Aus einer undatierten, handgeschriebenen Liste geht hervor, dass ein näher nicht beschriebenes Gemälde mit dem Titel „Wellen“, 1918 datiert, zu einer Ausstellung der „Secession“ ging. Ich nehme an, es hat sich dabei um die „Gedächtnisausstellung“ in der 5. Ausstellung der „Freien Secession“ gehandelt hat.“

Da Brockhusen auch aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit in seinen letzten Lebensmonaten wenig gemalt hat, sind die Wellen als eines seiner letzten vollendeten Ölbilder zu bewerten. Exemplarisch steht das Gemälde für das späte Œuvre eines Malers, der in seiner kurzen Schaffensperiode immer im Spannungsfeld zwischen Impressionismus und Expressionismus stand und dessen früher Tod seine Entwicklung hin zu einer fortschreitend expressiveren, radikal moderneren Ausdrucksweise in Farbe, Licht und Duktus jäh unterbrach.

[1] Vgl. Ausst.Kat. Theo von Brockhusen – Ein Maler zwischen Impressionismus und Expressionismus, Regensburg und Berlin 1999, 25.