Cesar Klein, Ölkarton für ein Glasgemälde, Berlin um 1918

Beschreibung

Cesar Klein (1876 – 1954),
Ölkarton für ein Glasgemälde, Berlin um 1919

Öl auf Kartonpapier,
collagiert und auf Holzplatte aufgezogen
Signiert rechts unten rechts signiert CÉSAR KLEIN
114 x 114 cm
Versilberter Holzrahmen

Bereits ab etwa 1906 entwarf der vielseitige Maler Cesar Klein groß- und kleinformatige Gemälde, die in verschiedenen Glastechniken zunächst in der von Gottfried Heinersdorff geleiteten Kunstanstalt für Glasmalerei, Bleiverglasungen und Glasmosaik hergestellt wurden, nach deren Fusion mit der Deutschen Glasmosaikanstalt Puhl & Wagner in den neu entstandenen Vereinigten Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff.[1] 1911 gründete Klein gemeinsam mit Max Pechstein und Franz Becker-Tempelburg den Künstlerbund für Glasmalerei und Glasmosaik, in der Folge entstanden immer wieder Arbeiten in diesem speziellen Medium.[2] Ab 1913 war Cesar Klein einer der ersten Künstler, dessen Arbeiten den expressiven, teils kubistisch anmutenden, „Kaktusstil“ propagierten, eine Berlin spezifische Spielart des Expressionismus in der Baukunst und den angewandten Künsten in der Zeit von ca. 1913–1925. Insbesondere seine Glaskunstentwürfe atmen diesen Stil, wie die noch während des Weltkriegs 1917 begonnenen Arbeiten für die Inneneinrichtungen der Villa Leo Lewin in Breslau und der Privat- und Geschäftsräume des Galeristen Wolfgang Gurlitt im Berliner Kunsthandelsviertel an der Potsdamer Straße in Tiergarten exemplarisch belegen.

Der hier präsentierte Entwurf für ein Glasbild, der jedoch als ein eigeneständiges Kunstwerk betrachtet werden sollte, ist stilistisch und thematisch genau in die Zeit der Klein-Entwürfe für Lewin und Gurlitt einzuordnen. Aus letzterem Auftrag haben sich zwei Türpaneele erhalten, die sich heute in der ständigen Ausstellung der Berliner Kunstgewerbemuseums befinden (siehe Foto). Unser Bild und die beiden Türflügel zeigen dieselbe künstlerische Auffassung in kubistischer Stilisierung der exotischen Figuren- und Pflanzendarstellungen. Fast wirkt der hier gezeigte Entwurf wie das fehlende Mittelstück zu einem Triptychon: die liegenden Figuren sind auffallend ähnlich gestaltet, Palmen und Sträucher winden sich durch alle drei Bilder, die Farbigkeit ist gleichsam bunt mit dunkelblauen Akzenten im Hintergrund. Ob es sich bei dem Bild von Cesar Klein tatsächlich um einen Entwurf für die Galerie Gurlitt oder die Wohnräume ihres Eigentümers handelt, kann bisher nicht abschließend geklärt werden. Laut Vorbesitzer befand sich das ausgeführte Glasgemälde in späteren Jahren in der Sammlung des berühmten ungarisch-schweizerischen Kunsthändlers Carl Laszlo, der sich auch sehr ausführlich um die Wiederentdeckung des Klein-Schülers Sascha Wiederhold verdient gemacht hat.

Das Bild ist in der neuesten Monografie des Künstler ganzseitig abgebildet (vgl. Foto):
Ruth Irmgard Dalinghaus, Cesar Klein, ‚Lieber Rhythmus‘ – Angewandte Kunst, BoD 2021, 85.


[1] Vgl. Tim D. Gronert, Porzellan der KPM Berlin 1918–1988, Band 3, 208.
[2] Siehe beispielsweise: Karl Scheffler, Neue Glasmalereien, in: Kunst und Künstler 10 (1912), 108, Abb. von Werken Cesar Kleins, 108 und 111.

Zu einer ausführlichen Künstlerbiografie  über Leben und Werk von Cesar Klein vgl.
Tim D. Gronert, Porzellan der KPM Berlin 1918–1988, Band 3, 208–215.