Beschreibung
Prunkteller mit einer seltenen Darstellung von drei Vögeln in Mikromosaikmalerei, mit aufwändiger Goldgravierung und grau-weiß schattiertem Fahnendekor
Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin um 1820
Durchmesser 24,5 cm
Marken Zepter in Unterglasurblau, darunter Strich in Aufglasurorange, Raute in Aufglasurgrau; Ritzmarken 25 und II
Die künstlerische Imitation von römischen Mikromosaiken auf Porzellanen der Königlichen Porzellan-Manufaktur wurde Ende des 18. Jahrhunderts durch die italienischen Souvenirs von Rückkehrern der Grand Tour inspiriert. Diese kleinen Mitbringsel der adligen und bald auch bürgerlichen Bildungsreisenden wie Dosen, Briefbeschwerer, Schmuck etc. übten eine Faszination aus, die ab etwa 1802 auf kunstvoll dekorierte Stücke der KPM übertragen wurde. Neben Darstellungen antiker römischer Gebäude und Ruinen wurden alsbald insbesondere Vögel zur bevorzugten Dekoration der Teller, Tassen, Service und Vasen in Mikromosaikmalerei.[1]
Der hier vorgestellte Prunkteller ist aus zwei Gründen einzigartig:
Zum einen handelt es sich um das einzige bekannte KPM-Porzellan mit einer modern komponierten Darstellung von drei bunten Singvögeln in Mikromosaik imitierender Aufglasurmalerei. Lediglich das sowohl in Berlin als auch in Wien verwendete, bekannte antik-römische Motiv Tauben des Plinius – nach dem 1737 in der Hadriansvilla gefundenen Bodenmosaik – zeigt vier graue Vögel.
Zum anderen ist auch die mit antikisch-stilisierten Akanthusblättern geschmückte Fahnenbordüre mit ihrer Gestaltung aus weißem, grau schattiertem Grund in der Berliner Manufaktur dieserart ohne Beispiel. Eine identische oder auch nur ähnliche Dekoration ist weder bei den meist goldgravierten oder getuschten und braun schattierten Tellerfolgen des gleichzeitig entstandenen Wellington-Service zu entdecken noch bei denen der anderen bekannten Service jener Zeit.[2]
Eine weitere Besonderheit des Tellers ist die kleine graue Raute als Malermarke. Sie taucht ebenfalls auf 25 von 27 mit Mosaikmalerei belegten Stücken des Services vom Eisernen Helm für Kurprinz Wilhelm von Hessen-Kassel auf, der größten, bislang veröffentlichten zusammenhängenden Serie ihrer Art.[3] Es handelt sich also mit Sicherheit um die Arbeit eines auf diese diffizile Malerei spezialisierten KPM-Malers, was die hohe künstlerische Qualität der Dekoration erklärt.
[1] Vgl. Raffinesse und Eleganz, Ausst.Kat., Berlin 2007, 190–211.
[2] Vgl. Das Tafelservice der KPM für den Herzog von Wellington, Ausst.Kat. Berlin, 1988, 22ff.
[3] Vgl. Orden auf königlichem Porzellan, Ausst.Kat. Schloß Fasanerie Fulda, 2013, 223–232.