Drei Teller aus einer Serie „Die Sinne“ mit Steinimitationen, KPM Berlin um 1810

Beschreibung

Drei Teller aus einer Serie „Die Sinne“
mit allegorischen Darstellungen zu „Riechen“, „Hören“ und „Sehen“,

gemalten Steinimitationen und Relief- und Glanzgolddekoren

Königliche Porzellan-Manufaktur KPM Berlin 1803–1813

Modell Konisch
Modellnummer 1113
Marken jeweils Zepter in Unterglasurblau, darüber Malermarke (1803–1813) in Aufglasurblau, Titel in Aufglasurschwarz (L’odorat., L’ouïe. und La vue.), Ritzmarken 23 und III

Der Dekor aller drei Teller ist jeweils gleich aufgebaut:
Den Spiegel schmückt ein hochrechteckiges Miniaturbild mit der Allegorie eines Sinnes, dargestellt durch eine junge Frau in weißem antikem Gewand mit einfarbigem Übertuch und je einem Attribut des jeweiligen Sinnes (Rose–Riechen, Vogel–Hören, Spiegel–Sehen). Die Bildfläche wird von einem dreiteiligen Rahmen umgeben, der von innen nach außen aus schmalen Streifen von Reliefgold, einem braunen Strich und Glanzgold besteht. Die restlichen vier Felder des Spiegels werden vollständig von gemalten Steinimitationen bedeckt (zweimal Marmor, einmal Lapislazuli). Der Anstieg wird von einem breiten weißgrundigen Streifen mit unterschiedlichen antikisierenden Dekoren in Goldmalerei ausgefüllt, jeweils von braunen und Goldrändern eingefasst. Die weiße Fahne ist Richtung Tellerrand fast zur Hälfte mit drei Bändern dekoriert, die die innere Rahmung aus Reliefgold, braunem Strich und Glanzgoldbordüre in breiterer Ausführung aufnimmt

a) Riechen/L’odorat:
Dame mit Rose in der Hand
auf grau/rosa Marmor-Fond
Anstieg mit weiß ausgespartem Mäanderband auf Gold
Fahne mit goldenen Reliefpunkten und -strichen
Durchmesser 24,2 cm

b) Hören/L‘ouïe:
Dame mit erhobenem Zeigefinger am Mund und kleinem Vogel
auf Rosso-Antiquo-Fond
Anstieg mit stilisiertem Blätterdekor und Wellenlinie in Gold
Fahne mit goldenen Reliefblüten und -punkten
Durchmesser 24 cm

c) Sehen/La vue:
Dame mit Spiegel
auf Lapislazuli-Fond
Anstieg mit goldenem Mäanderband auf weißem Fond
Fahne mit goldenen Reliefpunkten
Durchmesser 24,6 cm

Die weiblichen Figuren ähneln in Tracht, Pose, Haar- und Kopfschmuck zeitgenössischen Darstellungen von Lady Hamilton. U.a. hatte der Künstler, Akademieprofessor und KPM-Vorlagengestalter Friedrich Rehberg 1794 eine Mappe mit zwölf Attitüden der europaweit bekannten Gesellschaftsdame und Tänzerin herausgebracht. Möglicherweise ist auch er der Entwerfer der Vorlagen für die hier in drei Beispielen vorgestellte Serie der Sinne.

Die Bemalung großer und kleiner Porzellanflächen mit Imitationen verschiedener Schmucksteine wurde beginnend zum Ende des 18. und dann im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts eine besondere Spezialität der Berliner Manufaktur. Bereits seit 1781 bestand in Berlin das Königliche Mineralienkabinett mit einer Studiensammlung der verschiedensten Marmor- und Natursteinarten. Auch die KPM sammelte Steine als Malereivorlagen, in den ersten Jahren nach 1800 widmeten sich die höchsten Stellen (Direktor Rosenstiel und Minister Graf von Reden) direkt diesem Thema.[1]
Als Maler der großflächigen Schmucksteinimitationen auf unseren Tellern kommt der als Spezialist für derartige Dekore bekannte KPM-Maler Gottlob Manasse Brauer in Betracht, der auch derartige Porzellane im Auftrag der Königin Luise dekorierte, allerdings nur bis 1808 an der Manufaktur wirkte.[2]


[1] Samuel Wittwer, Ausst.Kat. Raffinesse und Eleganz, München 2007, 71/72, 200 und 212.
[2] Vgl. Wittwer, 72 und 94.