Beschreibung
Prunktasse mit einem Biskuitbildnis von
Prinzessin Luise von Preußen, Prinzessin der Niederlande
und reicher Goldradierung und -malerei auf imitiertem Lapislazulifond
Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin 1825
Modell: Walzenform mit Klauenfüßen ((Scheffler, Nr. 12, S. 62: Zylindrische, oben leicht ausladende Wandung; Henkel oben mit Volute und Rosette, unten mit Palmette abschließend. Drei Klauenfüße);
Ausführung: Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin 1825 oder zeitnah
Höhe 13,2 cm (Tasse); Durchmesser 18,2 cm (Unterschale)
Marken: Zepter in Unterglasurblau; Reichsadler in Aufglasurrot; I (Tasse), resp. Sternchen (Unterschale) in Aufglasurrot; Pressmarke 20 (Unterschale)
Das Biskuitrelief zeigt Prinzessin Luise von Preußen (1808–1870), ab 1825 Prinzessin der Niederlande. Das Brustbild im Profil nach links fertigte Leonhard Posch 1825, im Jahr und anlässlich der Vermählung der Prinzessin mit Wilhelm Friedrich Karl, Prinz der Niederlande. Es zeigt die Verlobte mit vierreihiger Perlenkette, einem Ordenskreuz an ihrem gebundenen Bustier und einem Hermelinüberwurf. Ihr Kopfschmuck und die Perlenkette ähneln stark ihrer Darstellung auf dem ebenfalls zur Hochzeit entstandenen Ölgemälde von Karl Wilhelm Wach.[1] Das Bildnis wurde in Porzellan, Eisen und Zinn ausgeformt.[2]
Das Porträt ist in einem hochovalen, braun gerandeten Medaillon aufgebracht, das vollflächig mit goldradiertem Vermicelli-Grund befüllt ist und durch vier Anthemion-Zwickel ergänzt wird. Das so entstehende Rechteck ist zentral, d.h. parallel zum hinteren Rosettenhenkel, auf dem Lapislazuli imitierenden blauen Fond der Tassenwandung plaziert, die oben von einem goldenen Fries mit stilisierten Sternen und unten von einer goldgravierten Kordel, jeweils von einem vollgoldenen Rand abgeschlossen, begrenzt wird. Henkel, Tasseninneres und die drei Klauenfüße sind vollständig mit Glanzgold belegt. Den Spiegel der Unterschale ziert eine aufwändig gestaltete Rosette aus Goldtusche und -gravur; diese wird von zwei unterschiedlich breiten Rändern aus Glanzgold und einer gravierten Kordel umkreist. Ein breiter Lapislazuli-Streifen bedeckt die komplette Fahne, deren Anstieg ein Goldrand mit rapportierendem Golddekor abschließt.
Möglicherweise steht die Tasse in Verbindung mit dem viele hundert Teile zählenden, auf 50 Personen ausgerichteten Hochzeitsservice, das der Brautvater König Friedrich Wilhelm III. von Preußen seiner jüngsten Tochter noch 1825 zur Eheschließung schenkte. Bemerkenswerte Ähnlichkeiten bestehen in der Verwendung von Glanzgold und aufwändigen Goldradierungen (Vasen, Eiskühler, Rosenwasserflaschen), sowie der Lapislazuli imitierenden Malerei (Salznäpfe, Geleebecher, Sockel der großen Terrinen). Für eine zeitnahe Entstehung der Tasse mit dem Speise- und Dessertservice spricht neben der frühen Malereimarke (1823–32) auch die Tatsache, daß das Biskuitporträt die 1825 datierte Version der Prinzessin zeigt und kein späteres.
[1] Abb. in. Raffinesse und Eleganz, Ausst.Kat., Berlin 2007, 334.
[2] Abb. mit Text in: Anne Forschler-Tarrasch, Leonhard Posch 1750–1831, Berlin 2002, Nr. 41, S. 54.