Franz von Zülow, Porzellanvase mit groteskem Dekor, Augarten Wien um 1925

Beschreibung

Franz von Zülow (1883–1963)
Porzellanvase mit fantasievollem Malereidekor
Augarten Wien um 1925

Ausführung Wiener Porzellanmanufaktur Augarten um 1925
Dekornummer 5205 „Groteske Figuren“
Dekorentwurf um 1925
Höhe 35 cm
Marken Bindenschild mit Krone und Wien in Unterglasurblau; Augarten Austria in Achteck in Aufglasurrot; FR. ZÜLOW., 517/5205 und 53 in Aufglasurschwarz

Nach der Neugründung der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten im Jahr 1923 gehört Franz von Zülow zu den ersten Künstlern, die der Firma moderne, ausdrucksstarke Malereidekore liefern. Waltraud Neuwirth verzeichnet insgesamt mindestens 40 Entwürfe Franz von Zülows für die Zeit um 1925.[1]
Mit einigen Porzellanen (Vasen und Service) beteiligt sich der Künstler an verschiedenen Ausstellungen (1924 Jubiläumsausstellung Wiener Kunstgewerbe im Österreichischen Museum; 1925 Paris; 1927 Essen, Leipzig; 1928 Die neuzeitliche Wohnung im ÖM und Weihnachtsschau im Künstlerhaus).
1925 gewinnt von Zülow für seine Augarten-Dekore eine Goldmedaille auf der großen Art Deco-Ausstellung in Paris. Auch die wegweisende Exposition Europäisches Kunstgewerbe 1927 Leipzig zeigt Porzellane mit Entwürfen Zülows. Im Katalog ist zu lesen: Die Wiener Porzellanfabrik im Augarten, die sich berufen fühlt, die alte Tradition der Wiener Manufaktur, die in den 60er Jahren geschlossen worden war, wieder aufleben zu lassen und weiterzuführen, hat sich eine doppelte Aufgabe gestellt: Sie führt Kopien nach alten Modellen aus, schafft aber auch neue Modelle und hat hierzu eine Reihe von Künstlern herangezogen, deren Leistungen auf der Ausstellung gezeigt wurden, so ein Kaffeeservice von Otto Prutscher, dem Professor an der Kunstgewerbeschule, Service bemalt von Paris Gütersloh, Franz Zülow und Hilde Jesser und Figuren entworfen von Herta Bucher.[2]
Ein Rezensent bemerkt weiter: Eine andersrassige Vitalität drückt sich in den kapriziösen, buntschillernden Darbietungen der österreichischen Abteilung aus: funkelnde Phantasie, leichtbeschwingtes Temperament gebiert hier den launigen, preziösen Einfall, den wir bei dem österreichischen Kunstgewerbe um seiner selbst willen gelten lassen. Er entzückt und berauscht.[3]

Typische Gestaltungsmerkmale von Zülows Malerei, die sich sämtlich in dieser Vase wieder finden, sind die spätexpressionistische Stilisierung sämtlicher klein- und großflächig dargestellter Formen, der Gebrauch starker und frischer Aufglasurfarben und das spielerische Nebeneinander von märchenhafter Mensch-, Tier- und Pflanzenwelt mit fantasievollem Ornament und Bändelwerk. Bemerkenswert ist darüber hinaus der scharfe Grat am Hals der Vase, der dem Modell eine besonders moderne Form verleiht.

[1] Waltraud Neuwirth, Wiener Keramik, Wien 1974, 413/414, Abb. desselben Vasenmodells mit Dekor 517/5166 (Orchidee mit Schmetterling), vor 408.

[2] August Schestag, Ausstellungsbericht Österreich, in: Europäisches Kunstgewerbe 1927, Leipzig 1928, 66/67.

[3] Dr. Herbert Hofmann, Europäisches Kunstgewerbe 1927 – Betrachtungen zur Leipziger Ausstellung, in: Deutsche Kunst und Dekoration 60 (1927), 353.