Max Esser, Bronzefigur „Reineke Fuchs“, um 1919

Beschreibung

Max Esser (1885-1945)
Bronzefigur ‚Reineke Fuchs‘, um 1919

Höhe 37,3 cm (Sockel 9,2 cm)
Auf der Kugel nummeriert und signiert ‚I./ M. ESSER‘
Wohl erste Probeversion für den Tafelschmuck „Reineke Fuchs“

Die Figur des Reineke Fuchs steht mit seinen Hinterläufen aufrecht auf einem Ball, der als stilisierte Weltkugel gedeutet werden kann. Wie die Nummerierung mit der 1 verrät, handelt es sich um den ersten (und einzigen?) Bronzeguss eines sehr seltenen vorläufigen Entwurfs für das Mittelstück des großen Tafelaufsatzes „Reineke Fuchs“, den Esser ab 1919 für die Porzellanmanufaktur Meissen entwarf und der als eines der wichtigsten Porzellanprojekte des 20. Jahrhunderts zu gelten hat. Bereits am 1. Juni 1919 berichtete Max Esser in einem Brief an Direktor Max Adolf Pfeiffer nach Meissen: „Was nun den Tafelschmuck »Reineke Fuchs« betrifft, bin ich intensiv bei den Entwürfen im Maßstab 1:2. Die ersten 13 Stücke, darunter die Hauptteile, stehen im Entwurf da, und ich gedenke in den nächsten Wochen den Gesamtentwurf fertig gestellt zu haben.“[1]
Tatsächlich beschäftigte die Arbeit an den etwa 75 Teilen (Figuren, Schalen, Leuchter) den Künstler noch Jahre lang, im Sommer 1922 wurde eine erste Auswahl von Plastiken und Sonderteilen erstmals auf der Ausstellung Deutsche Arbeit in Dresden präsentiert, 1924 beendete er wohl die letzten Modelle. Große nationale und internationale Beachtung findet der vollendete Tafelaufsatz dann 1924 in Berlin (Ausstellung der drei Staatsmanufakturen Meissen, Berlin und Nymphenburg im Kaufhaus Wertheim) und im Jahr darauf auf der großen Internationalen Kunstgewerbeausstellung im italienischen Monza.[2]

Im Vergleich zur Reineke-Figur auf dem letztendlich in Meissen produzierten Mittelstück in Porzellan steht der hier gezeigte Bronze-Fuchs nicht ganz so aufrecht und hält daraus resultierend die linke Pfote etwas tiefer. Auch der Kopf der Porzellanplastik ist höher und mit aufgestellten Ohren gestaltet. Insgesamt erscheint die frühe Version noch etwas naturalistischer, im Gegensatz zu der stilisierteren, dem Anspruch als Tafelschmuck-Bekrönung eher entsprechenden, etwas unnatürlich wirkenden Exaltiertheit der finalen Tier-Variante.

Zusammenfassend sei bemerkt, dass die hier gezeigte Bronze ein typisches Beispiel der meisterlichen Tierplastik des Bildhauers Max Esser darstellt. Sie ist ein äußerst seltenes, weil frühestes Belegstück der Formentwicklung für eine der wichtigsten Tafelgestaltung in Porzellan in der Zeit des Art Déco.

[1] Brief von Max Esser an Max Adolf Pfeiffer vom 1. Juni 1919, zitiert nach Tim D. Gronert, Porzellan der KPM Berlin 1918–1988, Band 3, 95.
[2] Vgl. Gronert, 96/97.

 

Vgl. auch eine Bronze von Max Essers Lehrer August Gaul.