Beschreibung
Vase mit grün-blauer Kristallglasur
Königliche Porzellan-Manufaktur KPM Berlin um 1900
Höhe 12,4 cm
Marken Zepter in Unterglasurblau; Ritzmarken 4074 und P II d.; Pressmarken M, W und seitenverkehrtes L; 89429 in Aufglasurrot
Vgl. ein gleiches Modell mit bräunlicher Kristallglasur aus dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg in: Irene von Treskow, Die Jugendstil-Porzellane der KPM, München 1971, Nr. 11, S. 137 und ein weiteres im Bröhan Museum Berlin (Kat. 1993, Nr. 70, S. 117)
Basierend auf den unzähligen Versuchen und den daraus resultierenden, bahnbrechenden Entdeckungen des Leiters der Chemisch-technischen Versuchsanstalt der KPM Berlin Dr. Hermann Seger produzierte die Berliner Manufaktur ab 1883 bis in die 1920er Jahre Porzellane mit Kunstglasuren, die bis dahin in dieser Qualität nur den fernöstlichen Keramikern gelungen waren. Das von Seger entwickelte und nach ihm benannte Seger-Porzellan wurde bei 1250°-1300° C und damit gut 100° C niedriger gebrannt als das herkömmliche Berliner Hartporzellan. Durch Zufügen von Kupferoxyden ermöglichte dies die Herstellung von chinesischroten Ochsenblutglasuren und weiteren Farbnuancen in der Glasur.
Andere von Segers Nachfolger Dr. Albert Heinecke entwickelte Massenzusammensetzungen, wie die sogenannte Heinecke-Masse, bildeten ab etwa 1898 auch die Grundlage für leuchtend-strahlende Kristallglasuren, die ebenfalls durch Beimischung von Oxyden in die mit Titansäure vorbereitete Glasur zustande kamen (Kobaltoxyd für blaue Färbungen, Manganoxyd für braune und rotbraune, Nickeloxyd für gelbe, Kupferoxyd für grüne etc.). Neben Berlin versuchten sich auch die Manufakturen in Sèvres, Meissen und Kopenhagen an Versuchen mit Kristallglasur.
Beide Glasurarten sorgten beim zeitgenössischen Publikum für Erstaunen und wiesen den keramischen Künsten im beginnenden 20. Jahrhundert einen vollkommen neuen Weg im Dekordesign, weg von der historistischen Überdekoration und auch dem oft verschnörkelten Jugendstil hin zu einer in Europa neuartigen Oberflächengestaltung zwischen Monochromie und materialgerechter Glasurkunst.