Wilhelm Robra, Wandteller mit Zeppelin LZ 6, KPM Berlin 1910/15

Beschreibung

Wilhelm Robra, Wandteller mit Zeppelin LZ 6, KPM Berlin 1910/15

Entwurf Wilhelm Robra 1910
Ausführung Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin 1915

Modell Plateau, rund, mit Zeppelin
Modellentwurf Wilhelm Robra 1910
Modellnummer 9467
Modellbucheintrag März 1910
Dekor 300/500 Zeppelin im Abendhimmel über einer Dorfansicht in Unterglasurfarben
Dekorentwurf Wilhelm Robra 1910, durch Reliefgravur bereits im Gipsmodell angelegt
Durchmesser 35 cm
Marken auf unglasierter Rückseite Zepter, Reichsapfel über KPM und Eisernes Kreuz in Blau; Malereitaxe 300/500 in Schwarz; Pressmarken Jahresbuchstabe P für 1915, 0, 4, B und Modellnummer 9467, J und Modellmarke 8331

Der Wandteller (im damaligen Manufaktursprachgebrauch als Plateau bezeichnet) zeigt in starker Untersicht eine Darstellung eines fliegenden Zeppelins im Abendhimmel über einer dörflichen Landschaft. Diese in Unterglasurmalerei ausgeführten Ansichten waren in der Wirkungszeit von Direktor Theodor Schmuz-Baudiss etwa zwischen 1905 und 1922 äußerst beliebt, TSB selbst entwarf zahlreiche ähnliche Dekore für Teller und Plateaus. Das hier gezeigte Beispiel mit dem Luftschiff ist ein seltener Entwurf des langjährigen KPM-Mitarbeiters Wilhelm Robra, der sowohl Ansichtenteller als auch Figuren, Vasen, Aschenbecher, Uhren und Serviceteile für die Manufaktur gestaltete.[1]

Erste Flugversuche mit Luftschiffen hatte es bereits im 17. und 18. Jahrhundert gegeben, im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts intensivierte sich diese Entwicklung europaweit. In Deutschland war die bekannteste Persönlichkeit zu dieser Zeit der Luftschiffpionier Ferdinand Graf von Zeppelin. Dessen erstes Luftschiff LZ 1 stieg am 2. Juli 1900 am Bodensee zu seiner Jungfernfahrt auf. Der Absturz des Nachfolgemodells LZ 4 bei Echterdingen am 5. August 1908 führte zur größten freiwilligen Spendenaktion im Kaiserreich, der Zeppelinspende des deutschen Volkes. Im Jahr des Tellerentwurfs 1910 eröffnete der erste Passagierlufthafen Deutschlands in Baden-Baden, im Jahr zuvor hatte die erste Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung vom 10. Juli bis 17. Oktober 1909 in Frankfurt am Main stattgefunden. Hier war die neueste Weiterentwicklung der Zeppeline präsentiert worden, der sogenannte LZ 6, der auf dem hier gezeigten Wandteller abgebildet ist. Während des Weltkriegs wurden einige Zeppeline auch zu militärischen Zwecken eingesetzt, was zur weiteren Popularität des Luftschiffs in Deutschland führte.

Dieser Teller mit der Darstellung des eigentlich nur zivil genutzten LZ 6 von Wilhelm Robra wurde mit anderem patriotischen Kriegsporzellan der Manufaktur 1916 in einem Artikel über die KPM abgebildet, siehe: Dr. Egbert Delpy, Die Königliche Porzellan-Manufaktur in Berlin, in: Das Illustrierte Blatt, Heft vom 16. Juli 1916, No. 29, S. 10.

 

 

[1] Vgl. Tim D. Gronert, Porzellan der KPM 1918–1988, Band III, 308/309.