Beschreibung
Paul Scheurich (1883–1945)
Porzellanplastik „Nessos und Deianeira“
(auch „Chiron und Venus/Helena“)
Entwurf Paul Scheurich ca. 1938
Ausführung Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin KPM 1953
Höhe 72,2 cm
Marken auf der unglasierten Unterseite: Zepter in Blau; Pressmarken Jahresbuchstabe Ψ für 1953, St und 9
Ausgestellt:
Meissen, Museum der Meissen Porzellan-Stiftung, Paul Scheurich. Porzellangestalter Zeichner Grafiker, 6. März 2020 – 21. Februar 2021
Das sehr seltene, hier vorgestellte Porzellanmodell „Nessos und Deianeira“ erschien im Januar 1941 im KPM-Modellbuch unter der Nummer 16568 als „Centaur mit Nymphe“. Im März des folgenden Jahres stellte es Ludwig Schnorr von Carolsfeld in der Zeitschrift „Die Kunst im Deutschen Reich“ erstmals vor, nun beschrieben als Darstellung der Entführung der Frau des Herakles, Deianeira durch den Centauern Nessos. Auf der Wanderausstellung „Deutsche Wertarbeit“ wurde „Nessos und Deianeira“ 1943 in der Schweiz gezeigt.
Dem Porzellanmodell war eine Bronzeversion vorausgegangen, das Scheurich im Herbst 1938 auf einer großen Werkschau im Verein Berliner Künstler wohl zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert hatte, dort betitelt „Chiron und Venus“. An der Großen Deutschen Kunstausstellung in München im darauffolgenden Jahr beteiligte er sich dann mit dieser und zwei weiterer, ebenfalls schon in Berlin ausgestellten, bei Richard Barth in Berlin-Mariendorf gegossenen Doppelfiguren aus Bronze, die jeweils aus einer männlichen und einer weiblichen mythologischen oder mythologisch inspirierten Figur bestanden. Neben der nun „Chiron und Helena“ bezeichneten, waren dies „Hirt und Nymphe“ und „Mars und Venus“.[1] Fotos der ersteren und letzteren Gruppe (diese war allem Anschein nach bereits 1935/36 entstanden) wurden kurz darauf in der Zeitschrift „Jugend“ publiziert.[2] Erstmals im Januar 1942 wurden „Hirt und Nymphe“ und „Mars und Venus“ ebenfalls bei der KPM in Porzellan produziert (Modellnummern 16919 und 16920).
[1] Vgl. Ausst.Kat. GDK 1939, München 1939, Nr. 992–994; Abb. in der Datenbank der Großen Deutschen Kunstausstellungen 1937–1944 unter: http://www.gdk-research.de. „Chiron und Helena“ erwarb für 5.000,- Reichsmark Adolf Hitler. Aus der Reichskanzlei, wohin die Bronze nach der Ausstellung gelangte, wurde sie im März/April 1944 nach Hohenfurth ausgelagert. Nach dem Krieg kam sie an den Central Collecting Point nach München und wurde im Auftrag der Alliierten im Mai 1949 in Bonn versteigert (Vgl. Bundesarchiv, B323/610, Mü-Nr. 2670, (http://www.dhm.de/datenbank/ccp/dhm_ccp.php?seite=9).
[2] Abb. in: Jugend 44 (1939), Heft 32, 626.