Beschreibung
Fritz Burmann (1892-1945)
Glasgemälde „Maria mit Lilie“, Königsberg um 1928
Buntglasfenster mit Bleiverglasung
Entwurf Fritz Burmann
Ausführung K. Kolbe, Königsberg um 1928
Maße: 74 x 50,5 cm (Fenster), resp. 82 x 58 cm (Rahmen)
Bezeichnet am unteren Rand „Entw.[urf] u. Ausf.[ührung] Fritz Burmann Glaserarb.[eit] K. Kolbe, Kbg. [Königsberg]“
Provenienz:
Richard Theodor Birnstengel (1881-1968);
Rudolph Birnstengel;
Familienbesitz der Nachkommen
Zustand:
Das Werk wurde in den frühen 1980er professionell restauriert und erscheint in einem altersgemäß guten Zustand.
Fritz Burmann (1892-1945)
Burmann wurde 1892 im westfälischen Wiedenbrück geboren. Ab 1906 (bis ca. 1910) erhielt er eine Malerausbildung im Atelier von Heinrich Repke. Im Anschluß studierte er 1909–12 an der Düsseldorfer Akademie bei August Deusser, dessen Meisterschüler er wurde. Studienbegleitend erlernte Burmann bis 1914 beim Historienmaler Heinrich Nüttgens in Düsseldorf-Angermund die Techniken der Glas- und Wandmalerei. In der Folge widmete sich der junge Künstler immer wieder auch der Kirchenmalerei, erhielt zahlreiche Aufträge und erstellte Entwürfe für Kirchenfenster. U.a. nahm er 1921 an der Ausstellung „Religiöse Kunst“ in Köln teil. 1924/25 stattete er die neue Kirche im westfälischen Eickelborn mit einem Kreuzweg-Zyklus aus.
Nach dem Ersten Weltkrieg besuchte er ab 1922 auch die Münchner Akademie und studierte bei Heinrich Knirr. Studienreisen führten ihn in den folgenden Jahren u. a. nach Italien, Frankreich, Belgien und Litauen. Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen in Düsseldorf, Berlin und anderswo weisen ihn als etablierten bildenden Künstler aus, der ein Atelier in Düsseldorf-Oberkassel unterhält.
1926 wurde Fritz Burmann als ordentlicher Professor an die Königsberger Kunstakademie berufen und leitete zehn Jahre lang die Meisterklasse für Malerei. Im Deutschen Osten hielt er sich desöfteren in der Künstlerkolonie Nidden auf. Sein Oeuvre umfasst zu dieser Zeit Landschaften, besonders aus der Kurischen Nehrung, sowie Porträts und Stillleben, die Tendenzen der Neuen Sachlichkeit aufweisen. Bereits ab 1925 nahm Burmann auch regelmäßig an den biannual stattfindenden Ausstellungen des Königsberger Kunstvereins teil, wo er auch religiöse Motive zeigte (bspw. 1925 ein Ölgemälde „Madonna“ oder 1929 ein Temperabild „Noah“). 1931 war er hier mit sieben Hinterglasmalereien vertreten, u.a. einer „Maria und Christusknabe“ und einer „Madonna auf Goldgrund“.
1936 wechselte Burmann an die Hochschule für Bildende Künste nach Berlin-Charlottenburg, wo er bis zu seinem Tod 1945 lehrte.
Wie das hier präsentierte Glasgemälde der „Maria mit Lilie“ eindrücklich aufzeigt, widmete sich der erfolgreiche Künstler auch in seiner Königsberger Zeit der religiösen Kunst und erhielt kirchliche Aufträge.
Burmanns Darstellung der Maria folgt einerseits der traditionellen christlichen Ikonographie und zeigt sie die weiße Madonnenlilie als Symbol von Reinheit, Unschuld, Fruchtbarkeit und Verbindung zum Göttlichen in ihren Händen haltend. Andererseits schmückt Burmanns Kopf der Jungfrau aber auch ein einfaches Tuch, das er in vielen seiner Bilder die normalen, auch ärmlichen Mädchen oder Bäuerinnen tragen läßt. Insofern schafft der Künstler eine Verbindung zwischen idealen oder idealisierten Frauenbildern auf verschiedenen gesellschaftlichen und religiösen Ebenen.
Ein weiteres bekanntes Glasfenster Burmanns hängt in der Dauerausstellung des Museums für Kunst- und Stadtgeschichte Wiedenbrücker Schule in seiner Heimatstadt Rheda-Wiedenbrück. Es zeigt die Ausschüttung des Heiligen Geistes mit einer Marienfigur im Strahlenkranz, um die sich die zwölf Apostel versammeln. Charakteristisch für seine Glaskunst – und auch seine Malerei – ist Burmanns stilisierte Formensprache, die sich jedoch stets am Gegenständlichen orientiert.