Erste Liebe, Axel Poulsen 1913

VERKAUFT

  • Axel Poulsen (1887-1972)
  • Erste Liebe (Den første kærlighed)
  • Ausführung Rom, 1913
  • Marmor, 170 cm
  • Rückseitig an der Plinte signiert und datiert: AXEL POULSEN 1913.
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Beschreibung

Ausgestellt: Ausstellung Kuss. Von Rodin bis Bob Dylan. Berlin, Bröhan-Museum, Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus, 2017, Kat.-Nr. 2 mit Abbildung, als Detail auch auf dem Katalogeinband und auf dem Ausstellungsplakat

Die Doppelfigur der jungen Liebenden bescherte dem 26jährigen dänischen Bildhauer 1914 den Durchbruch als anerkannter freier Künstler. Bereits in den beiden Jahren zuvor hatte Poulsen für Reliefarbeiten mit antiken, resp. mythologischen Szenen zwei Goldmedaillen der Königlichen Dänischen Kunstakademie erhalten, wo er seit 1908 studiert hatte. Die mit den Auszeichnungen verbundenen Stipendiengeldern hatten es ihm ermöglicht, einen längeren Studien- und Arbeitsaufenthalt in Italien zu beginnen. In Rom entstand 1913 die hier gezeigte erste Marmorversion seiner Plastik „Erste Liebe“. Wohl aus logistischen Gründen zeigte Poulsen auf der Frühjahrsausstellung in Charlottenborg 1914 den Gips dieser Arbeit, mit welcher er die Eckersberg-Medaille, die höchste Schüler-Ehrung der Akademie errang.
Bei der Konzeption seiner Darstellung der noch frischen, keuschen „Ersten Liebe“ orientierte sich der Künstler an Werken des Renaissancekünstlers Donatello (1386- 1466) und dessen Zeitgenossen, die ihn während seiner Studien in Florenz besonders fasziniert hatten. Insbesondere die schlanken Gliedmaßen einer Marmorfigur des jugendlichen Täufers Johannes in der Casa Martelli (heute: Museo Nazionale del Bargello, Florenz) inspirierten den jungen Dänen. Diese wurde damals Donatello selbst zugeschrieben, heute gilt sie als Meisterwerk des Desiderio da Settignano (1428-1464). Einen zeitgenössischen Einfluß dürften auch die ausdrucksstarken, elongiert-stilisierten Figuren eines George Minne (1866-1941) gehabt haben.
Da die Marmorausführung der „Ersten Liebe“ zur Zeit der Ausstellung 1914 wohl bereits verkauft war, bestellte die dänische Nationalgalerie (Statens Museum for Kunst) bei Poulsen eine zweite Version, die dieser 1916 in Rom ausführte, die jedoch kriegsbedingt erst 1921 in Kopenhagen übergeben werden konnte, wo sie sich bis heute befindet. Der Gips gelangte ins heutige BRANDTS – Museum für Kunst und visuelle Kultur in Odense.

Diese erste viel beachtete Marmorfigur Axel Poulsens vereint bereits einige Merkmale seiner späteren bekannten Denkmalsentwürfe in Dänemark. Die behutsame Darstellung menschlicher Regungen und Gefühle – hier die noch unschuldige, sich im zarten Kuß manifestierende „Erste Liebe“ – wird im Laufe seiner Karriere prägend für die Kunst des Bildhauers. Ebenso behält Poulsen die schon in diesem Frühwerk meisterhaft ausgeführte glatte Oberfläche seiner leicht stilisierten Körperformen auch in folgenden Arbeiten bei. Allerdings geht es Poulsen, im Gegensatz zu seinem Landsmann und Zeitgenossen Einar Utzon Frank (1888-1955), weniger um formelle Aspekte als vielmehr um die symbolische Vermittlung universeller Empfindungen durch eine simplifizierte Widergabe der menschlichen Gestalt.

(Rikard) Axel Poulsen (1887-1972)

Poulsen wurde am 1. Dezember 1887 in Kopenhagen geboren, zog mit seiner Familie jedoch früh nach Odense, wo er aufwuchs. Hier absolvierte er eine Holzschnitzerlehre bei seinem Vater Hans Poulsen, die er 1907 erfolgreich abschloß. Gleichzeitig hatte er die Technische Schule seines Wohnortes besucht und sich dort bei A. C. Tersløse künstlerisch fortgebildet. 1908 begann Poulsen sein Bildhauerstudium an der Königlichen Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen, wo er u.a. Kurse bei den Künstlern Carl Aarsleff und Joakim Skovgaard besuchte.
Bereits 1912 debütierte er auf der Frühjahrsausstellung in Charlottenborg mit dem antikisierenden Relief „Thetis, von den Nereiden gefolgt, tröstet Achilles nach Patrokles’ Tod“, das ihm eine kleine Goldmedaille der Akademie einbrachte. Im Jahr darauf erhielt er dann die große akademische Goldmedaille für seine bildhauerische Darstellung von der „Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel“.
Diese Auszeichnungen ermöglichten dem jungen Künstler den Beginn eines mehrjährigen Italien-Aufenthalts in Florenz und Rom, wo 1913 die erste Version seiner lebensgroßen Doppelplastik „Den første kærlighed“ (Erste Liebe) in Marmor entstand. Den Gips seiner ersten großen Bildhauerarbeit zeigte Poulsen mit großem Erfolg 1914 in Charlottenborg (heute im BRANDTS – Museum für Kunst und visuelle Kultur, Odense). Die an den schlanken Renaissance-Körpern des Donatello angelehnte Figur verhalf ihm zu seinem Durchbruch als freier Künstler, die Akademie belohnte Poulsen mit ihrer höchsten jährlichen Schüler-Auszeichnung, der Eckersberg-Medaille. Im Auftrag der Nationalgalerie in Kopenhagen schuf er 1916 eine zweite Version seiner „Ersten Liebe“, die jedoch kriegsbedingt erst 1921 dort zur Aufstellung gelangte (heutige Inventarnr. KMS5683).
Weitere Reisen führten den Künstler 1915-17 nach Griechenland, München und Paris, Ende 1917 heiratete er die schwedische Künstlerin Elisabeth Bergstrand. Nach der Rückkehr nach Kopenhagen erhielt Axel Poulsen ab 1919 zahlreiche offizielle und private Aufträge für Stein-, Bronze- und Holzarbeiten, u.a. entstanden in den 1920er Jahren weitere religiöse Reliefs, dekorative Architekturarbeiten wie Portalfiguren oder Brunnen und erste Denkmäler.
1925 erhielt er ein Stipendium der Ancker-Stiftung und reiste zwei Jahre später erneut durch nach Italien, Griechenland und Frankreich. Lange Jahre arbeitete Poulsen auch am eigenen Wohn- und Atelierhaus in Hellerup, das er bereits in Italien im Stile eines Renaissance-Klosters geplant hatte. Sowohl die Architektur als auch alle Möbel, Schmiedearbeiten und Holzschnitzereien im Innern des Hauses wurden von ihm entworfen und ausgeführt, ebenso zahlreiche Erweiterungen.
1926 gewann der Künstler den prestigeträchtigen Wettbewerb für das Wiedervereinigungs-Denkmal im Kopenhagener Fælledpark, das bis 1930 errichtet wurde. Ab 1931 war Poulsen Mitglied des Akademischen Rates. Es folgten weitere nationale Monumentalarbeiten, so das Erinnerungsmonument für die dänischen Toten des Ersten Weltkriegs im Mindepark in Aarhus (1931-1935), das H.P. Hanssen-Denkmal in Åbenrå (1939/40) und das Denkmal für die Schlacht des Heiligen Jorgen in Fjerritslev (1941-43).
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war Poulsen in Dänemark ein gefragter Bildhauer öffentlicher Erinnerungskunst. Bis in die 1960er Jahre entwarf er u.a. die nationale Gedenkstätte in Ryvangen (1945-50), ein Freiheitsdenkmal vor dem Rathaus von Gentofte (1952-54) und das Königshuldigungsdenkmal am Dom zu Viborg (1962-65). 1934, 1947 und 1962 wurde der Künstler mit wichtigen Orden seines Heimatlandes ausgezeichnet, 1963 erhielt er mit der Thorvaldsen-Medaille die höchste Auszeichnung der Dänischen Akademie der Künste.
Axel Poulsen starb am 22. August 1972 in Hellerup und wurde in Ordrup begraben.

Literatur (Onlineversionen):
„Axel Poulsen“, in: Den Store Danske, abgerufen am 10. Oktober 2017.
„Axel Poulsen“, in: Dansk Biografisk Leksikon, abgerufen am 10. Oktober 2017.
Anette Sørensen. „Axel Poulsen“, in: Kunstindeks Danmark & Weilbachs Kunstnerleksikon, abgerufen am 10. Oktober 2017.
Thieme/Becker, Leipzig 1933, 312.