Beschreibung
Kannenpaar mit Schlangenhenkeln
Kaffeekanne Straußenei mit Schlangenhenkel und -ausguß,
auf drei Straußenbeinen
Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin um 1810
Modellnummer 1386; Modellbucheintrag 1806; Höhe 21,5 cm; Manufakturmarke Zepter in Unterglasurblau; Vergoldermarke Kreuz in Aufglasurbraun
Sahnekännchen mit Schlangenhenkel und Wasserwesen als Ausguß,
mit drei Delfinen als Fuß
Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin um 1810
Modellnummer 1388, passend zu 1386; Modellbucheintrag 1806; Höhe 16 cm; Manufakturmarke Zepter in Unterglasurblau; Vergoldermarke Kreuz in Aufglasurbraun
In den ersten Jahren seiner Amtszeit orientierte sich der KPM-Direktor Friedrich Philipp Rosenstiel stark an den Erzeugnissen der französischen Staatsmanufaktur Sèvres.[1] Von seiner ersten Dienstreise nach Paris brachte er 1802 einige Porzellanmuster mit, die in den folgenden Jahren als direkte Vorbilder für KPM-Modelle dienten. So entstanden beispielsweise im Januar 1805 mehrere Kopchen und Tassen mit Schlangenhenkel (Modellnummer 1356) und ein glatter Vasen Becher, mit zwey Schlangen als Henkel (1372).
1806 erfolgte ein Gegenbesuch des Sèvres-Direktors Alexandre Brongniart, der als Gastgeschenk u.a. eine Kaffeekanne der neuen Form Oeuf et serpant (seit 1805 im Programm der französischen Manufaktur) mit nach Berlin brachte, um deren eiförmigen Körper auf quadratischer Plinthe sich eine Schlange wand, aus der sich sowohl Ausguß als auch Henkel formten (siehe Fotos 2 und 3). Noch im selben Jahr kopierte die KPM-Werkstatt diese exotisch-ägyptisierende Kanne detailgetreu, ergänzte sie jedoch um einen runden Sockel mit umgedrehter Lotosblüte und drei Straußenbeinen. Desweiteren entstand gleichzeitig eine runde Teekanne mit einem Fuß aus drei sitzenden Greifen auf kleinem runden Sockel, außerdem ein passendes Sahnekännchen klein, mit drei Delfinen als Fuß (Modellnummer 1388) und ein Becher Ey förmig mit Fuß und Schlangenhenkel, nach Französ. Porzl: (Modell 1385).
Der Modellbucheintrag für die beiden größeren Kannen unter der Nummer 1386 liest sich wie folgt:
Gl[atter] Thepott mit umwundene Schlange als Henkel und Schnaupe, nach französischem Porzellan, mit 3 Greyfe als Fuß Gestell und Knopf auf dem Deckel als Lotusblume; hier wird auch die ovale Version auf drei Straußenbeinen erwähnt.[2] 1812 erhielt das Ensemble dann noch eine auf drei Greifen stehende Zuckerdose (Modell 1450).
Das hier gezeigte Kannenpaar mit Schlangenhenkeln ist mit einem vertikalen Streifendekor aus abwechselnd glanzpoliertem und mattiertem Gold versehen. Der Schlangenkörper der Kaffeekanne trägt einen gravierten Kreuzdekor, der Reptilienhaut ähnelt. Die Straußenbeine sind federartig, die Füße mit angedeuteten Hornschuppen dekoriert. Die fischschuppenartige Goldgravierung an der Schnaupe des Sahnekännchens erinnert – gerade in Bezug auf die ebenso gestalteten drei Delfine – eher an ein im Wasser lebendes Fabelwesen als an die von Kaffee- und Teekanne bekannte Schlange. Selbst die Auflageflächen der beiden Lotosblütendeckel sind vergoldet und mit vegetabilen Mustern graviert.
Bisher bekannte Ausformungen dieser Modelle waren entweder voll vergoldet, mit goldenen Mustern auf weißem Grund dekoriert oder trugen neben goldgravierten Blumengirlanden auch eine bunte Bordüre aus gemalten Pflanzen (siehe Foto 1).[3]
[1] Vgl. Samuel Wittwer, Zwischen Wien und Paris – Die Berliner Porzellan-Manufaktur KPM zu Beginn des 19. Jahrhunderts und ihre Werke im europäischen Kontext, in: Raffinesse & Eleganz, Ausst.Kat., München 2007, 59ff.
[2] Zitiert nach Wittwer, 63.
[3] Vgl. Wittwer, 63–65 (mit Abb. eines Sèvres-Originals und zweier KPM-Modelle (Sahnekännchen und Greifen-Teekanne).