Description
Schlangenhenkeltasse mit Biskuitporträt der Königin Luise
Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin 1810–13
Modellnummer 1372
Modellbucheintrag Anfang 1805
Höhe 9,5 cm (Tasse), Durchmesser 13,7 cm (Unterschale)
Marken Zepter in Unterglasurblau, Manufakturmalereizeichen Strich in Aufglasurblau (1803–13), Malerzeichen Dreieck in Aufglasurbraun (Tasse); Pressmarke 33 (Tasse), resp. 28 I (Unterschale); Unterschale zusätzlich mit Reichsapfel in Aufglasurtürkis für Golddekor und Malerzeichen K. und FB 999 in Aufglasurschwarz
Die Malerei auf der um 1810 entstandenen Untertasse wurde 2024 in der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin aufgetragen.
Bei dieser Ausführung des äußerst selten erhaltenen Tassenmodells mit doppeltem Schlangenhenkel handelt es sich um eine Erinnerungstasse an die kurz zuvor, am 18. Juli 1810, verstorbene Königin Luise von Preußen. Die goldene Beschriftung der hochovalen Kartusche lautet: Sie lebt auf immer in den Herzen treuer Patrioten!. Ihr Porträtrelief nach einer Darstellung des Leonhard Posch um 1805/10 erhebt sich auf einem Grund von goldgraviertem Vermicelli-Dekor.[1]
Schlangenhenkeltasse und Untertasse sind mit einem graugewölkten Fond bemalt, der mittig von einem goldgerahmten weißgrundigen Band mit goldgravierten Immortellen (die Unsterblichen!) geteilt wird. Der leicht hervorspringende Bauch der Tasse ist mit einem goldradierten Eichenlaubband dekoriert, ebenfalls Symbole der Unsterblichkeit und der Treue. Der Henkel aus den beiden ineinander verwobenen Schlangen trägt eine feine Goldradierung.
Im Modellbuch der Manufaktur ist das vorliegende Modell der Schlangenhenkeltasse als Ein glatter Vasen Becher, mit zwey Schlangen als ein Henkell eingetragen, das mit einem flachen und einem hohen Fuß ausgeformt wurde.[2] Konzipiert wurde es als Einzelstück ohne zugehöriges Service. Stilistisch passt die Tasse jedoch zu mehreren im selben Jahr entworfenen Kopchen und Tassen mit Schlangenhenkel (Modellnummer 1356) und den 1806 im Modellbuch verzeichneten Kannen (Kaffee, Tee (beide 1386) und Sahne (1388)) und einem Becher mit Schlangenhenkeln (1385), die nach Vorbildern aus der Manufaktur Sèvres in Berlin entstanden.
[1] Vgl. Anne Forschler-Tarrasch, Leonhard Posch 1750–1831 – Porträtmodelleur und Bildhauer, Berlin 2002, Nr. 79/80 oder 84, S. 64/65.
[2] Zitiert nach: Samuel Wittwer, Ausst.Kat. Raffinesse und Eleganz, München 2007, Nr. 51/52, S. 232/233.