Beschreibung
Griechinnen mit Amphoren, Doppelfigur aus dem Amberg’schen Hochzeitszug
Modellentwurf Adolph Amberg um 1905
Modellbucheintrag Februar 1910
Modellnummer 9429
Dekor 140/956
Dekorentwurf Gertrud Kant um 1917/18
Höhe 35,8 cm
Marken Zepter in Unterglasurblau; Reichsapfel über KPM in Aufglasurrot; Eisernes Kreuz, Reste der Dekornummer/Malereitaxe und Schwert mit Punkt in Aufglasurschwarz; Pressmarken Jahresbuchstabe L für 1911, Modellnummer 9429 und c
Die im Modellbuch Zwei Griechinnen, je eine Amphora tragend, zum Ambergschen Tafelaufsatz bezeichnete Doppelfigur ist eines der am seltensten ausgeführten Modelle des sogenannten Hochzeitszugs der KPM Berlin. Sie bildet den äußeren Abschluß des Reigens der weiblichen Huldigungsfiguren und ist somit das Pendant zu den beiden rüstungstragenden Etruskern.
Den „Hochzeitszug für den preußischen Kronprinzen“, hatte der bekannte Bildhauer Adolph Amberg anläßlich der bevorstehenden Eheschließung um 1905 entworfen, ursprünglich war er zur Ausformung in Silber gedacht. Er bestand aus insgesamt 20 Figuren, zehn Männer und zehn Frauen, die jeweils verschiedene Völker der Erde sinnbildlich darstellten. Dem Kaiserhaus waren die Entwürfe – besonders die der barbusigen Frauen – jedoch zu freizügig, so wurde die Ausführung abgelehnt.
Die einzelnen Plastiken wurden schließlich von der KPM Berlin unter ihrem artistischen Direktor Theodor Schmuz-Baudiss in den Jahren 1909/10 angekauft und – um drei Schalen und zwei Leuchter ergänzt – als zusammenhängende Tafeldekoration in Porzellan ausgeführt. Bald kamen die Figuren auch einzeln, undekoriert weiß mit niedrigem Sockel auf den Markt, dann nach und nach mit unterschiedlichen Dekorvarianten in Unterglasur- und Aufglasurmalerei, später auch auf dem zunächst den Hauptfiguren der Braut (Europa auf dem Stier) und dem Bräutigam (Römer auf Pferd) vorbehaltenen hohen Sockel.
Die hier vorgestellte Variante der Griechinnen mit Amphoren ist mit dem extrem raren Dekor der KPM-Entwerferin und -Malerin Gertrud Kant bemalt, der nur kurze Zeit zwischen 1917 und etwa 1923 ausgeführt wurde. Es ist nicht 100%ig gesichert, ob alle Amberg-Figuren mit dem typischen Fantasieschmuck der erfindungsreichen Gestalterin produziert wurden, im KPM-Dekorverzeichnis sind lediglich elf nachweisbar.
Folgende weitere Malereitaxen sind für Kant-Dekore auf Amberg-Figuren bisher bekannt:
140/955: Afrikanerin mit Äffchen
140/958: Perserin mit Tamburin
140/959: Japaner mit Fisch
140/960: Assyrer mit Hund
140/962: Gote mit Windhund
140/963: Afrikaner mit Waldhorn
140/1022: Bräutigam als Römischer Krieger
140/1023: Braut als Europa auf dem Stier
140/1057: Inderin mit Pfau (?)
Zu Leben und Werk von Gertrud Kant siehe: Tim D. Gronert, Porzellan der KPM Berlin 1918–1988, Berlin 2020, Band 3, 195–197, resp. Band 1, 127–139.
Links zu weiteren Figuren des Hochzeitszuges aus unserem Angebot:
Japanerin mit Mandoline im Gertrud-Kant-Dekor
Assyrer mit Hund im Gertrud-Kant-Dekor